Das Prinzip der „Sicherheit“ – Sind Geldanlagen sicher?

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Sind Geldanlagen sicher?

Das Prinzip der „Sicherheit“ – Sind Geldanlagen sicher?

Die „Unsicherheit“ an den Finanzmärkten insbesondere den Aktienmärkten hält viele Anleger fern. Gerade in Deutschland scheuen viele Anleger wegen dieser „Unsicherheit“ ein Investment im Aktienmarkt. „Ich investiere mein Geld lieber, wenn die Richtung klarer und meine Geldanlagen sicher sind“, sagen sie. Doch wann hat es je absolute Klarheit gegeben? Wann ist der richtige Zeitpunkt zum Einstieg?

Anders herum betrachten diejenigen, die nach einer starken Rallye, wie in den letzten Jahren bereits im Markt sind, nervös die Prophezeiungen über mögliche Kursrückgänge. In der einschlägigen Presse sind schon seit einiger Zeit wieder redaktionelle Artikel und Werbeanzeigen zu finden in denen der nächste Crash vorher gesagt wird. So sagen sich einige Anleger „Vielleicht ist jetzt ein guter Zeitpunkt, sich aus dem Geschehen herauszuhalten“. Diese emotional gesteuerten Schwankungen der eigenen Asset-allokation, die auf Markt- und Medienberichten basieren, sind zwar verständlich, allerdings auch unnötig und teuer. Ganz sicher wird wieder ein Crash kommen! Das Hauptmerkmal eines Crashs ist übrigens, dass er immer überraschend kommt. Insofern hat immer irgendwann einer der Crashpropheten Recht und darf sich für seine „richtige“ Vorhersage feiern lassen. (Gestatten Sie mir diesen Hauch Ironie).

Strategische Anpassungen im Portfolio bieten Lösungen

Erinnern wir uns doch zunächst an den März des Jahres 2009. Die Aktienmärkte steckten in einer tiefen 18 Monate dauernden Baisse. Da beschrieb die Associated Press ihren Lesern fünf Zeichen dafür, dass der Aktienmarkt die Talsohle nun erreicht habe. Gleichzeitig fünf weitere, die das genaue Gegenteil besagten.

Das Plädoyer für eine Trendwende und wann Geldanlagen sicher werden war überzeugend. Die Handelsvolumina waren hoch, der Abwärtstrend der US-Wirtschaft schien sich zu verlangsamen. Die Banken erwirtschafteten wieder Gewinne und die Rohstoffpreise erholten sich. Ein großer Teil der Privatanleger hatte jedoch kapituliert und blieb beim Bargeld.
Ein großes Problem war, dass faule Assets weiterhin in den Bilanzen der Banken ins Gewicht fielen. Die Signale der Wirtschaft waren uneinheitlich, Short-Positionen fuhren eine Rallye nach der anderen. Der „Madoff-Skandal“ hatte massiv Vertrauen vernichtet und Ängste waren weit verbreitet. Die Märkte stiegen zwar aber mit relativ hoher durch diese Ängste getriebener Volatilität.

Hinterher ist man immer klüger!

Aus heutiger Sicht weiß man natürlich, dass der März 2009 tatsächlich die Talsohle der Baisse markierte. Die großen Aktienindizes erreichten innerhalb von nur fünf danach Jahren neue Allzeit- bzw. Langzeithochs.

Die folgende Tabelle zeigt kumulierte Wertentwicklungen großer Indizes während der 18 Monate des Baissemarktes beginnend im November 2007 und die kumulierte Wertentwicklung in der nachfolgenden fünfjährigen Erholungsphase.

 

Wir können sehen, dass seit der Marktbaisse auf breiter Front große Wertzuwächse erzielt werden konnten. Und während die annualisierte Wertentwicklung in den sechseinhalb Jahren seit Beginn der Baisse im November 2007 nicht gerade beeindruckend war, haben diejenigen, die im März 2009 (als der aus heutiger Sicht größte Verlustdruck da war) nicht ausgestiegen sind, weitaus weniger Qualen erlitten.
Diejenigen wiederum, die es nicht mehr ausgehalten haben und zum Höhepunkt der Krise oder kurz vorher den Markt verließen und auf neue „Sicherheit“ für ihre Geldanlage hofften und warteten, verzeichneten erhebliche Verluste. Doch erinnern Sie sich, dass auch diese letzten fünf Erholungsjahre an den Aktienmärkten von Phasen großer Unsicherheit mit hoher Volatilität gekennzeichnet waren.

2011 begann in Europa eine schwere Schuldenkrise. Auf der anderen Seite des Atlantiks wurden die USA durch zeitweilig waghalsige Politik mehrmals über die Schuldengrenze an den Rand der Zahlungsunfähigkeit getrieben. In Asien kämpfte China mit dem Übergang vom exportgetragenen hin zum stärker binnenwirtschaftlich gesteuerten Wachstum.

Vor dem Hintergrund dieser verschiedenen Einflüsse, existierten zahlreiche verschiedene Meinungen über mögliche Szenarien, die sich auf die Finanzmärkte auswirken könnten.

Die große Frage für uns als Anleger ist: Was können wir mit all diesen Berichten anfangen?

Tatsächlich bemühen sich auch Experten, mithilfe umfangreicher Analysen makroökonomischer Ereignisse Marktentwicklungen vorauszusagen und damit Ihre Geldanlagen sicher zu machen. Studien über Fonds-versus-Index-Renditen (aktives Fondsmanagement versus Indexing) zeigen immer wieder, dass auch den wenigsten Experten dies längerfristig gelingt. Die Geschichte zeigt, dass diejenigen, die in Zeiten solcher Ereignisse auf „Sicherheit“ warten, bevor sie anlegen, sich eventuell auf ein langes Warten einstellen müssen.
Es gibt immer Gründe, sich Sorgen zu machen. Zuletzt lag der Fokus auf niedriger Volatilität, insbesondere verglichen mit 2008/09. Intelligente Studien grübeln darüber, ob das Risiko einen angemessenen Preis hat und die Volatilität durch die explizite Lenkung der Politik der Zentralbanken künstlich unterdrückt wird.
Ebenso wie im März 2009 muss man sich nicht wirklich anstrengen, um gute Argumente dafür zu finden, dass der Markt seine Grenzen nach oben erreicht hat, und genauso dafür, dass sich die aktuelle Rallye noch eine Weile fortsetzen wird.

Nochmal die Frage: Was soll nun der Durchschnittsanleger mit all diesen Mutmaßungen anfangen? Eine Möglichkeit ist zu diskutieren, wie sich Nachrichten auf den Markt auswirken werden, und vorauszukalkulieren, was als nächstes passieren könnte. Doch wem soll man denn nun glauben?
Wie wir gesehen haben, gibt es für unterschiedliche Szenarien überzeugend klingende Argumente.

Es gibt einen alternativen Ansatz der viel einfacher ist: Akzeptieren Sie den Marktpreis als faire Reflexion der kollektiven Meinungen von Millionen Marktteilnehmern. Arbeiten Sie also mit dem Markt und wetten Sie nicht dagegen. Das bedeutet: Man erstellt ein breit gestreutes Portfolio um die bekannten Dimensionen der erwarteten Renditen, das sich an den eigenen Bedürfnissen und Ihrer eigenen Risikobereitschaft orientiert. Vergessen Sie die Medien- und Expertenberichten über die Ereignisse des nächsten Monats oder der nächsten Woche und lassen Sie Ihre strategische Ausrichtung nicht von kurzfristigen Ereignissen steuern.

Disziplin ist gefragt

Dies bedeutet auch, dass man diszipliniert in der gewählten Asset Allokation verbleibt und sein Portfolio regelmäßig (1x pro Jahr) anpasst. Bei diesem Ansatz verkauft man Aktien nach einem soliden Marktanstieg. Diese Anpassung wird nicht von Medienspekulationen oder Expertenmeinungen getrieben, sondern von der Notwendigkeit, die gewünschte Asset Allokation und damit das gewünschte Risikoprofil beizubehalten.

Ein kleines Zahlenbeispiel zur Verdeutlichung:

Sie haben sich entschieden 60% Ihres Portfolios mit Aktienwerten und 40% mit festverzinslichen Wertpapieren zu gestalten. Nach einem Jahr hat sich der Aktienanteil stärker als der Festzinsbereich entwickelt, so dass die Verteilung nunmehr 70:30 beträgt. In diesem Fall ist es absolut sinnvoll, Aktienanteile zu Gunsten des Festzinsanteils zu verkaufen, um die ursprüngliche Risikoquote wieder herzustellen. Andersherum gilt dasselbe: Haben sich die Aktien rückläufig entwickelt, sollten Sie einen Betrag aus den festverzinslichen Papieren herausziehen und zu Gunsten der Aktien umschichten. Im Kern führt dies zu folgendem Effekt: Bei niedrigen Preisen kaufen, bei hohen Preisen verkaufen. Sie tun dies dabei allerdings auf der Grundlage Ihres eigenen Bedarfes und nicht der Meinung eines „Experten“, der das nächste Marktereignis prognostiziert.

Natürlich bedeutet dies nicht, dass Sie sich nicht für globale Ereignisse interessieren dürfen. Dieser Ansatz erspart Ihnen jedoch, Ihre langfristige Anlagestrategie auf die Illusion zu stützen, dass irgendwo, irgendwann die „Sicherheit“ zurückkehrt.

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  • Geldanlage sicher Dimensional: Fotolia: 58158487 - concept home assurances protection © Romolo Tavani

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